2022-04-03 |
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Regelmäßig durchquere ich den stadtnahen Auwald und beobachte dabei nicht selten Kraniche. Naturfotos sind zunächst kein direktes Ziel. Vielmehr geht es mir um das Beobachten der Tiere, deren Verhalten und Gewohnheiten. Erst mit daraus gewonnener Erkenntnis strebe ich einer annehmbaren Naturaufnahme entgegen. Bis ich eine solche Aufnahme erreiche, vergehen Tage, Wochen oder sogar Monate. Trotzdem komme ich nicht mit leeren Händen zurück. Die Speicherkarte belegen immer Nachweisfotos oder für mich relevante Detailaufnahmen.In diesem Beitrag konzentriere ich mich deshalb beispielhaft auf eine solche Detailaufnahme. So wird ersichtlich, dass selbst ein einziges Merkmal das eigene Wissen anreichern und die Wertstellung eines Nachweisfotos belegen kann. Zunächst wirken die Kraniche unscheinbar. Doch einer der drei Vögel trägt am unteren Ende des Schienbeins Farbringe. Diese Farbringe entsprechen einem Beringungssystem, welches seit seiner Einführung im Jahr 1985 mehrere wichtige Ergänzungen erfuhr. Auf die verschiedenen Farben hat man sich beispielsweise erst 1989 geeinigt und 2007 wurde entschieden, dass ein langer weißer Plastering die Landesfarbe Russlands darstellen soll. |
Am 12. März 2022 gesichteter beringter Kranich. Diese Markierungen haben sich zu einer unentbehrlichen Methode der ökologischen Freilandforschung entwickelt. Kraniche wurden und werden weiterhin nach einer Betäubung mit Alfa-Chloralose im Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet gefangen, vermessen und individuell mit einem Dreifarbencode am rechten Bein markiert. Zur Wahl stehen weiß, gelb, rot, blau, grün und schwarz. Das linke Bein trägt die Landesfarbe der meist im Brutgebiet beringten Vögel – in meinem Fall handelt es sich um einen in Deutschland beringten Kranich. Solche Ringablesungen können per E-Mail an ring@kraniche.de gemeldet werden. |
© H.-J. Paasch und Hartwig Prange Buchtitel: Die Welt der Kraniche(Buchseite 182) Dies führt dann zu einem hohen Informationsgewinn zum Zug, zur Rast und zur Überwinterung. Durch die Wiedererkennung individuell markierter Kraniche können weiterhin Aussagen über die Altersstruktur der Population, der Geschlechtsreife und die Überlebenswahrscheinlichkeit erlangt werden. Von besonderer Bedeutung für den angewandten Kranichschutz sind Daten zum Verhalten und zur Brutplatztreue, zur Dismigration und zu nahrungsökologischen Aspekten. Eine gleichzeitige Kennzeichnung von Brutpaaren schafft einen tieferen Einblick in die Paarbeständigkeit und Brutplatznutzung. Dieser Informationsgewinn wird in Europa bereits seit 1913 geschöpft, denn damals wurde zum ersten Mal in Schweden einem Kranich ein Matallring angelegt.
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