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2025-09-09
Naturmomente - Ein grüner Jäger im Heidekraut.


Der Plan war ein ganz anderer: blühendes Heidekraut, getaucht in warme Farben und sanftes Licht – und mittendrin wir. Doch wie so oft draußen in der Natur hatte sich der Tag anders entwickelt. Während ich zwischen den Sträuchern stand, fiel mir ein Fotograf auf, der ganz dicht an den Pflanzen arbeitete. Erst dachte ich an klassische Makroaufnahmen, doch dann bemerkte ich etwas auf seiner Hand: eine Gottesanbeterin, die er vorsichtig umsetzte.




Während ich mich ebenfalls diesem unerwarteten Motiv zuwandte, kamen wir ins Gespräch, tauschten uns über Equipment und lokale Hotspots aus. Vor meiner Linse entstand dabei eine kleine Serie ungeplanter Aufnahmen: die Gottesanbeterin, mal regungslos zwischen den Blüten, mal mit einer überraschenden Angriffsbewegung auf einen Marienkäfer. An diesem Sonntag konnte ich sogar erstmalig mehrere dieser Insekten fliegend beobachten - ein Anblick, der mich nachhaltig beeindruckt hat.

Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) in der blühenden Heide.

Mein Equipment - ein 300mm-Objektiv gepaart mit der Nikon D750 - war zwar nicht optimal, bot mir aber überraschend gute Möglichkeiten, die Fangschrecke im Zusammenspiel mit ihrem Habitat einzufangen und Pseudomakros zu erstellen.

Die Europäische Gottesanbeterin breitet sich in Deutschland erst seit wenigen Jahrzehnten aus. Erst seit den 1990er-Jahren gibt es regelmäßige Nachweise, in Sachsen seit 2006. Im Raum Leipzig wurde 2014 das erste Exemplar registriert – und seither häufen sich die Beobachtungen.

Im Raum Leipzig wurde 2014 das erste Exemplar dieser Art entdeckt.

Besonders spannend: Noch bis Ende Oktober ist Paarungszeit. Die Weibchen legen nach der Begattung ihre Eier in sogenannte Ootheken, kleine schaumige Kokons, die bis zu 200 Kammern enthalten. Im kommenden Frühjahr schlüpfen daraus die Jungtiere (Nymphen), die sich mehrfach häuten, bis sie ausgewachsen sind.

Weil sich die Art weiter ausbreitet, sind Beobachtungen für die Forschung besonders wertvoll. Wer in Sachsen eine Gottesanbeterin entdeckt, kann den Fund mit Foto, Datum und Standort auf der offiziellen Meldeseite für Insekten in Sachsen eintragen und so dazubeitragen, die Verbreitung dieser faszinierenden Fangschrecke besser zu verstehen.

  

Faszinierend ist auch ihre Jagdweise: regungslos lauernd, um im entscheidenden Moment blitzschnell zuzuschlagen – ihre Tarnung geht in der Vegetation fast auf. Nicht selten zeigt sie sich auch gegenüber Artgenossen gnadenlos: Nach der Paarung wird das Männchen oft selbst zur Beute und schon die Jungtiere greifen nach dem Schlupf alles an, was sich bewegt.

Der Marienkäfer (Coccinellidae) hatte keine Chance.

Solche Momente zeigen mir immer wieder, warum ich die Fotografie so liebe. Nicht das lange vorbereitete Motiv bleibt am Ende im Gedächtnis, sondern das Unvorhersehbare, das sich einfach ergibt. Ein Augenblick, in dem Technik, Zufall und Natur perfekt zusammenspielen – und der mich mit Fotos belohnt, die ich so nie hätte planen können.

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